Was erwartet Sie?

Ihrem Kind wurde von Ihrem/r KinderärztIn Physiotherapie verordnet. Womöglich ist Ihnen selbst etwas an der Bewegung ihres Kindes aufgefallen oder Sie sind überrascht, vielleicht auch verunsichert, dass im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung etwas nicht stimmen soll. In der ersten Therapiestunde nehmen wir uns besonders viel Zeit für Ihr Kind um es zu befunden und zu schauen, aus welchen Gründen es diese Auffälligkeiten zeigt. Dabei erstellen wir einen Behandlungsplan und erklären Ihnen unsere therapeutische Vorgehensweise. Wenn möglich, bekommen Sie schon die ersten physiotherapeutischen Unterstützungen für zu Hause gezeigt, oder werden im Handling angeleitet.

Behandlungsphilosophie

Die Behandlung ist ein Prozess, der immer wieder an die Reaktionen Ihres Kindes angepasst wird. Unser Anliegen ist es, mit Ihrem Kind zu arbeiten. So entsteht ein auf Vertrauen basierender, geschützter Bereich. Dies ermöglicht eine erfolgreiche Entwicklungsbegleitung, die auf bereits bestehenden Kompetenzen Ihres Kindes aufbaut, seine Fähigkeiten erkennt und ihm ermöglicht, sich weiter zu entwickeln.
Je stärker ein Kind in seiner Motorik, Sensomotorik und geistigen Entwicklung eingeschränkt ist, um so wichtiger ist es, seine Welt zu verstehen, um es dort abzuholen, wo es ist.
 

Welche Kinder behandeln wir?

Wir verstehen unsere Praxis für Kinderphysiotherapie in Worms als eine neuropädiatrische Frührehabilitation, die sich auf die Behandlung von Säuglingen und Kindern mit neurologischen, motorischen, sensomotorischen oder orthopädischen Auffälligkeiten spezialisiert hat.
Dazu gehören:

  • Neurologische Krankheitsbilder (z.B.Infantile Cerebralparesen, Ataxie, Hemiparese)
  • Schädelasymmetrien
  • Entwicklungsverzögerungen
  • Degenerative Muskelerkrankungen/ Muskeldystrophien
  • Frühgeburten
  • Syndrome (z.B. Downsyndom,Angelmannsyndrom, Prader-Willi-Syndrom)
  • Rheuma
  • Autismusspektumstörungen
  • Hypotonie
  • Regulationsstörungen
  • Schreibabys
  • Wahrnehmungsverarbeitungsstörungen
  • Fußdeformitäten

Wir arbeiten mit folgenden Behandlungsmethoden

Bobaththerapie

Das Bobathkonzept wurde in den 60er Jahren von dem deutschen Ehepaar Berta und Dr. Karel Bobath entwickelt. Das neue und besondere an diesem Konzept war, dass begonnen wurde, in Funktionsabläufen und Zusammenhängen zu denken. Man kam immer mehr davon ab, Körperteile und Muskeln isoliert zu bewegen (z.B. Arm beugen und strecken) und fokussierte sich mehr auf die Beeinflussung funktioneller Bewegungsabläufe (z.B. Drehen von Rückenlage in Bauchlage).
Erwachsene werden nach diesem Konzept anders behandelt als Kinder, denn Erwachsene, die z.B. durch einen Unfall oder Schlaganfall bestimmte Fähigkeiten verloren haben, besitzen bereits ein Wissen über die verlorengegangenen Fähigkeiten. Es gilt, dieses Wissen in anderen Hirnarealen einzuspeichern. Kinder hingegen verfügen über keinerlei Wissen. Sie müssen die  Fähigkeiten erst erlernen und können sie dann durch vielfaches Wiederholen im Gehirn abspeichern. Haben Sie schon einmal beobachtet, wie oft ein Kind das Aufstehen, Freistehen und wieder Hinsetzen übt, bevor es darin sicher ist und seine ersten selbstständigen Schritte wagt?

Wie erlangen Kinder normalerweise dieses Wissen?
Das zentrale Nervensystem (ZNS) reguliert sich in sich selbst und in Zusammenhang mit äußeren Reizen. Informationen werden über die Sinne, über Sehnen, Muskeln, Gelenke und die Haut aufgenommen und an das ZNS weitergeleitet. In Verbindung mit dem Gleichgewichstssystem werden alle diese Informationen aufgenommen, verarbeitet und gespeichert.

Somit ist das Kind in der Lage:

seine Haltung wahrzunehmen und zu kontrollieren,

grobe und feine Bewegungen harmonisch auszuführen und zu koordinieren,

sich und seine Umwelt adäquat wahrzunehmen und darauf zu reagieren.


Dieser Vorgang kann aus unterschiedlichen Gründen gestört sein.

In der Behandlung werden die Kinder beim Erlernen physiologischer Funktionsabläufe unterstützt. (Z.B. das Drehen von der Rückenlage in die Bauchlage um eine Rassel zu ergreifen  oder einen sicheren Stand zu erreichen um der Puppe die Flasche zu geben)
Das geschieht unter Zuhilfenahme von sogenannten Schlüsselpunkten die wir  durch manuelle Stimulation unserer Hand (Zug, Druck und Vibration) setzen. Dabei nehmen wir Einfluss auf die Muskelspannung und ermöglichen dem Kind einen angepassten Bewegungsablauf. Außerdem passen wir das Umfeld des Kindes so an, dass es optimale Bedingungen hat den Bewegungsablauf  auszuführen.

Im Unterschied zu anderen Therapiekonzepten gibt es im Bobath-Konzept keine standardisierten Übungen, sondern wir setzen auf das einzelne Kind zugeschnittene alltagsbezogene therapeutische Aktivitäten ein, welche sich an dem Interesse des Kindes orientieren. So wählen wir  Alltagssituationen aus, die zum Experimentieren und Entwickeln eigener Strategien einladen. Wenn nötig setzen wir Hilfsmittel ein.


Dabei fragen wir uns:

Wie fühlt sich das  Kind in seiner eigenen Welt? 

Ist seine Haltungskontrolle sicher genug, um den nächsten motorischen Entwicklungsschritt ausführen zu können?

Hat es Ideen und ist es ihm möglich sie umzusetzen? 

Hat es Problemlösungsstrategien?

Ist es in der Lage die nötige Aufmerksamkeit dafür aufzubringen.

Reicht  die Ausdauer dafür?

Was macht seine Reizverarbeitung?

 
Im Vordergrund steht dabei die Persönlichkeit des Kindes mit all seinen Fähigkeiten und Wünschen. Wir als Therapeutinnen sehen uns eher als Partner des Kindes, die das Wollen des Kindes erkennen und im richtigen Augenblick unterstützend wirken.

Unser Ziel ist es:
Dem Kind zu einer größtmöglichen Selbstständigkeit zu verhelfen, denn mehr Sicherheit in der Bewegung bedeutet auch selbstbestimmter und unabhängiger Handeln zu können. Eigenverantwortung für das eigene Tun zu übernehmen führt zu einer größeren Selbstzufriedenheit und Selbstbewusstsein.

Zum Schluß:
Das Bobath-Konzept beinhaltet die  Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen. So werden die behandelnden KinderärztInnen, Logopäden, Ergotherapeuten, Frühförderstellen, Schulen, Kindergärten und Orthopädiemechaniker, welche ebenfalls mit dem Kind arbeiten, zu Rate gezogen, so dass die einzelnen Behandlungsschwerpunkte abgesprochen und gegebenenfalls mit in die Physiotherapie einfließen (z.B. das Einsetzten von Gebärden welche die Logopäden zur Sprachentwicklung einsetzen)